Eigentlich hätte man ja damit liebäugeln müssen, die schlechtere Tordifferenz gegenüber den Mitkonkurrenten Faurndau, Kuchen und Nellingen aufpolieren zu können, doch am Schluss war man im Aileswasen nur noch froh, den mehr als wackligen Sieg ins Ziel gerettet zu haben. Gegen den schwachen Absteiger, der mit nur zwei Auswechselspielern angereist war und der den einen oder anderen Akteur mit Stammtischpotential auf dem Platz hatte, bot die Truppe von Alberto Guillen eine kaum Bezirksliganiveau besitzende Leistung.
Fehlende sportliche Einstellung konnte dem TSVO aber nicht vorgeworfen werden, denn die Filstäler gaben in kämpferischer Hinsicht alles. Als der Gast das 1:1 erzielt hatte, konnte man meinen, er hätte gerade den Nichtabstieg sicher gestellt, so überschwenglich war dessen Jubel. Und tatsächlich hatten die beiden Besten, die Angreifer Burak Selcuk und Marco Floridia des öfteren Angst und Schrecken verbreitet. Mit seinem Ausgleichstor hat Letzterer gegen den TSVN in den insgesamt vier Auseinandersetzungen sechsmal getroffen.
Die Hausherren begannen die Partie elanvoll und hatten schon in der 4. Minute durch Moritz Krassers Kopfball ihre erste Möglichkeit. Eine Minute später nahm Maskenmann Robin Plachy dem behäbigen Cengizhan Telci auf zehn Metern deren fünf ab, steuerte alleine auf Christian Mayer zu und scheiterte an dessen Beinen. In der Folgezeit sollte sich heraus stellen, dass Plachy wegen seiner Gesichtsverletzung doch einigermaßen gehemmt wirkte. Trotzdem besaß das Phantom mit der Maske in der 10. Minute die nächste Chance, die Mayer wieder vereitelte. Im Nachsetzen schoss Denis Köhler den sich dazwischen werfenden Michael Allmendinger an.
Köhler war es 120 Sekunden danach auch, der von links quer vors Gästegehäuse legte, der Pass für Plachy aber um einen Meter zu lang war. Und kurz darauf stockte den TSV-Fans erstmals der Atem, weil Marco Floridia vor dem 0:1 stand. Im allerletzten Moment brachte jedoch Dennis Neumaier seinen Fuß dazwischen und lenkte knapp über den Balken. In den Minuten 16 und 24 lag die Neckartailfinger Führung zwei weitere Male in der Luft. Krassers Heber fiel aber nur aufs Tordach und sein flaches Geschoss wurde von Christian Mayer erneut ebenso glänzend pariert wie Pablo Guillens Nachschuss. Bevor der ohne Fehl und Tadel leitende Felix Spazierer eine Trinkpause anordnete, tickte Yannick Schellander mit der Stiefelspitze drüber (25.).
Nachdem wiederum Schellander bei einem Konter von Allemdinger und Klein kurz vor dem Abschluss gestoppt worden war, erzitterte hinter Marc Vogelmann die Latte. Marco Floridia hatte vehement abgezogen (31.). Angesichts der immer schneller zerrinnenden Zeit, wurden die grünweissen Beine immer bleierner und die Aktionen zerfahrener. Und doch gab es in der 42. Minute den vermeintlichen Dosenöffner. Von der seitlichen Sechzehnerlinie hatte Manuel Schneider eine Freistoß ins hintere Eck gezirkelt. Dass der Führungstreffer aber keinesfalls befreiend wirkte, zeigte sich in der Nachspielzeit. Burak Selcuk scheiterte zum Glück aus vier Metern am klasse reagierenden Marc Vogelmann.
Erst in der 57. Minute ergab sich für die Gastgeber wieder eine gute Möglichkeit. Pablo Guillen bediente im Sechzehner Denis Köhler, der aber haushoch drüber drosch. Eine Zeigerumdrehung später schien die Erlösung fällig. Moritz Krasser schloss ein Solo mit einem Schlenzer ab, doch Mayer hielt spektakulär. Einer auf der Latte aufsetzenden verunglückten Köhler-Flanke (63.) folgte in der gleichen Spielminute die Schockstarre. Eine Fehlerkette der TSVN-Abwehr nutzte Burak Selcuk zu einer flachen Hereingabe, Marco Floridia hielt den großen Zeh hin und lenkte ins lange Eck.
Wie verkrampft das grüne Ensemble danach agierte, zeigte die 73. Minute. Robin Plachy kreuzte vor dem Gehäuse von Mayer auf, hatte jedoch die „Kelle“ falsch eingestellt und schob vorbei. Als Moritz Krasser aus guter Position weit drüber zielte (78.), Bastian Nagel einen Nachschuss über den von Mayer verlassenen Kasten hob (82.) und der Obere Fils Keeper in der 83. Minute auf der Linie zweimal nachfassen musste, setzte niemand mehr darauf, dass dieses Match noch gewonnen werden könnte. Aber diesmal stand dem TSV das Glück doch noch zur Seite. Der eingewechselte Patrick Siegert hatte frischen Wind gebracht und zog auf der linken Seite davon. Seine präzise, flache Flanke erreichte den heranstürmenden Moritz Krasser und der traf aus vollem Lauf ins Eck (85.). Bastian Nagel hätte in der Schlussminute nachlegen können, scheiterte jedoch nach Krasser-Vorarbeit wieder am starken Torhüter Christian Mayer.
Bezeichnend für das Geschehen im Aileswasen waren die vier Nachspielminuten. Diese wurden zwar clever an der Eckfahne von der Uhr genommen, dass man dies aber gegen eine solche Mannschaft nötig hatte, war eigentlich erschreckend. Davon genervt ging Kemal Telci so heftig zur Sache, dass er Gelb sah. Weil er auch noch protestierte, reichte Felix Spazierer gleich die Ampel nach. Durch diesen qualvollen Sieg hüpfte der Bezirksligadino auf den 11. Platz vor, ist beileibe aber noch lange nicht aus dem Schneider. Allerdings hat man es jetzt in den eigenen Händen, den Klassenerhalt zu schaffen und ist nicht auf andere angewiesen. Die beiden letzten Durchgänge in Nellingen und gegen Absteiger Berkheim werden wohl weitere Zitterspiele geben.
TSVN: Vogelmann, Schneider (78. Luis Guillen), Krasser, Köhler, Matthias Wilhelm, Robin Plachy (78. Nagel), Wenzelburger, Pablo Guillen (76. Aktas), Schellander (65. Siegert), Neumaier, Müller
TSV Obere Fils: Mayer, Vehapi, Eichinger, Marco Hensel, Selcuk, Klein, Seibert (88. Banzhaf), Floridia, Kemal Telci, Allmendinger, Cengizhan Telci (61. Ömer Telci)
Schiedsrichter: Felix Spazierer (Stuttgart)
Zuschauer: 90
Tore: 1:0 (42.) Schneider, 1:1 (63.) Floridia, 2:1 (85.) Krasser
Besondere Vorkommnisse: Gelb-rot für Kemal Telci (90.+2)