Es war ein Spiel für Freunde des Offensivfußballs, nicht aber für Defensivfanatiker. 5:5 stand es nämlich nach 90 Minuten, wobei die Mannschaft von Felix Krasser schon wie der sichere Sieger ausgesehen hatte. Aber wie so oft hatten die Gäste an der Schloßstraße kein Glück und mussten im Elfmeterschießen klein beigeben.
Beide Teams gingen personell ziemlich gebeutelt in das auch diesmal wieder turbulente Derby und nach 21 Minuten stand es bereits 2:2. Nach einer Ecke und drei Versuchen fand Tomas Novak die Lücke und traf aus fünf Metern zum 1:0. Der Ausgleich folgte prompt. Felix Krasser gelang ein formidabler Pass, der äußerst agile Maurice Grözinger war schneller als sein Gegenpart und schob flach an Torhüter Luca Ciravegna vorbei ins Netz. Fünf weitere Zeigerumdrehungen später führte der Spielertrainer einen Freistoß zu hastig und ungenau aus und den Konter nutzte der schnelle Patrick Werner zum 2:1. Erneut aber ließ die Antwort nicht lange auf sich warten (21.).
Der eine gute Partie abliefernde Jannik Riehle hob eine weite Flanke an die Strafraumgrenze und Robin Plachy überlobbte den FVN-Schlußmann per Kopf. Es folgten weitere Großchancen hüben wie drüben und in der Nachspielzeit nutzte Plachy eine davon zur erstmaligen Führung. Nicolai Berger steckte klasse durch und der Kapitän ließ Ciravegna keine Chance. Kurz nach dem Seitenwechsel war es der wieder überragende Jannik Lubich, der mit einem feinen Heber Maurice Grözinger freie Fahrt verschaffte und der dann vom Elfmeterpunkt einlochen konnte. Danach hätten die Grünhemden den Sack einfach zumachen müssen, doch das Gegenteil war der Fall. Auch weil der ganz starke Jannik Lubich ebenso angeschlagen wie Nico Schruff das Feld vorzeitig räumen musste (65.).
Patrick Werner kreuzte im Strafraum den Laufweg von Luis Guillen und kam zu Fall. Den berechtigten Elfmeter versenkte Josip Colic (55.). Glück für Guillen, dass es in dieser Szene nur bei Gelb geblieben war. Wenig später war alles wieder auf Null gestellt, denn nach einem Fehler von Jannik Riehle musste Matthias Wilhelm zu heftig ran und Dimitrios Vidic traf per abgefälschtem Freistoß zum 4:4. Doch wieder schlugen die Neckartäler zurück. Moritz Krassers Freistoß wurde gleichfalls abgelenkt und Matthias Wilhelm köpfte das aufspringende Leder aus zwei Metern zum 4:5 ein (60.). In der Folgezeit hagelte es fünf fette Möglichkeiten für die Kicker aus dem Aileswasen doch Grözinger (63./66.), Felix Krasser (66.), Guillen (67.) und Plachy (69.) vergaben allesamt.
Und so kam es, wie es halt nach vergebenen Chancen immer so kommt und zwar auf höchst ärgerliche Art und Weise. Nach einem eigenen, wieder mal völlig ungenügend ausgeführten Freistoß durften die Hausherren auf heimischem Gelände kontern und Colic ließ sich das 5:5 (72.) nicht nehmen. Hinten raus hätte der FVN das neuerlich heiße Lokalduell durch Werner (75.) und Vidic (88.) vorzeitig für sich entscheiden können. So aber kam es zum Elferstechen und da trafen alle Neuhäuser Schützen (Werner, Kaligiannidis, Denzinger, Schneider und Colic) sicher. Bei allen Versuchen hatte TSV-Keeper Jan Porsch die gleiche Ecke gewählt, um abzuwehren und vielleicht wäre etwas mehr Flexibilität da hilfreicher gewesen. Weil Felix Krasser an Ciragvegna scheiterte, braucht der letzte TSV-Schütze nicht mehr in Aktion treten, denn das Aus war mit 10:8 schon nach dem Colic-Elfer besiegelt. Getroffen hatten für den TSV: Robin Plachy, Jannik Riehle und Luis Guillen.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge kann diese Niederlage jedoch verschmerzt werden. Zum einen hätte es im Achtelfinale endlich mal ein Heimspiel gegeben, doch der Gegner hätte SpV Nürtingen geheißen. Und ein weiteres Bezirksliga-Duell braucht man in der jetzigen Situation gar nicht. Felix Krasser kann seine Jungs nun dosiert und zielgerichtet in Ruhe auf die ganz schwere Saison vorbereiten.
FV Neuhausen: Ciravegna, Denzinger, Stickel, Kiouptsidis (33. Colic), Werner, Kayikci (82. Schneider), Kaligiannidis, Weber, Novak (80. Ferrucci), Vidic, Fröschle
TSVN: Porsch, Riehle, Lubich (65. Schneller), Moritz Krasser, Luis Guillen, Matthias Wilhelm, Felix Krasser, Plachy, Schruff (65. Stefan Wilhelm), Grözinger, Berger.
Schiedsrichter: Kevin Jakob