Eben jener Schiri Schulz hatte in der 11. Minute mit seinem unerklärlichen Elferpfiff die ganze Malaise eingeleitet, die aber eigentlich schon vor dieser so wichtigen Partie begonnen hatte. Neben den bereits im Vorfeld Vermissten, gesellten sich noch die Nummern sieben und acht. Bastian Nagel verletzte sich beim Warmlaufen und Lars Glöckler's Knöchelverletzung ließ doch einen Einsatz nicht zu.

Als Maurice Grözinger nach einem Zuspiel in die Tiefe gegen den heraus laufenden Torhüter Alexander Busse vor dem Strafraum nur eine Stiefelspitze zu spät kam (2.), war man im grün-weißen Lager noch guter Dinge. Die 11. Minute sollte jedoch alles wie ein Kartenhaus zusammen brechen lassen. Schulz war vom Bauchpflatscher Josip Colic' derart begeistert, dass er auf den Punkt zeigte. Schlichtweg ein Witz war diese Entscheidung. Der Neuhäuser Kapitän ist schon seit Jahren ein Albtraum für den TSV und fügte mit dieser Einlage ein weiteres düsteres Kapitel hinzu. Er selbst verwandelte sicher zum 0:1.

Die Gäste setzten sofort nach und Kim-Jonas Takacs schloss zum 0:2 (13.) ab. Die Hausherren wurden in dieser Phase vom hoch überlegenen FVN praktisch vor geführt. Und in der 24. Minute klingelte es erneut, weil der flinke, aber hin und wieder mit viel Theatralik auffallende Christian Schenk eiskalt für das 0:3 sorgte. Neuhausen steckte jedoch immer noch nicht zurück und Takacs durfte nach einer Ecke erneut nur zwei Minuten später zum vierten Mal einlochen. Nur zwei Mal gelangten die ganz in Schwarz gekleideten (wer kam eigentlich bei Flutlicht auf diese Idee?) durch Robin Plachy und Maurice Grözinger (41./42.) nochmals in den Dunstkreis von Alexander Busse, bevor die gruselige erste Hälfte beendet war.

Nach Wiederanpfiff ging es zunächst so weiter. Marc Vogelmann musste gegen Patrick Werner (46.) und Christian Schenk (48.) großartig retten, zudem ließ Kim-Jonas Takacs eine dicke Kopfballchance in der gleichen Minute liegen. Danach aber drehte sich der Wind ein wenig. Robin Plachy setzte sich energisch gegen Luis Herzog durch, kurvte nach innen und traf aus spitzem Winkel (53.). Fast wäre Max Schnellers Heber im Anschluss ins lange Eck rein gefallen, Keeper Busse fischte die Kugel aber runter (59.) Zwei Zeigerumdrehungen später zeigte der Unparteiische nochmals auf den Punkt, weil er ein Handspiel gesehen hatte. Diesmal pro TSV. Kapitän Plachy erledigte die Sache souverän und plötzlich keimte das kleine Pflänzchen Hoffnung auf.

Wer weiß, was geschehen wäre, wenn Plachy der Ball bei seinem Spurt in Richtung FV-Gehäuse nicht zu weit vom Fuß gesprungen wäre (63.), oder Matthias Wilhelms Schuss nicht an der Latte geendet hätte (84.). Zuvor allerdings verhinderte Marc Vogelmann einen weiteren Gegentreffer, als er einen Werner-Kopfball mit einer Glanztat parierte. Die letzte Möglichkeit, das Unmöglich vielleicht doch noch in Angriff nehmen zu können, datierte aus der 85. Minute. Robin Plachy sprintete in den Strafraum und ging dem mit hohem Tempo und vollem Risiko geführten Tackling von Nicolas Vlassakidis mit einem Sprung aus dem Weg. Bei einem Kontakt wäre der nächste Elfmeter möglich gewesen.

So aber endete ein insgesamt frustrierender Abend für das Neckartailfinger Lager mit einer weiteren verdienten Niederlage. Die Verlegung des Patienten TSV vom Kranken- auf die Intensivstation ist damit perfekt. Es gab aber auch zwei Dinge, die hoffnungsvoll stimmen. Die Mannschaft hat trotz des deprimierenden Spielverlaufs nicht aufgesteckt und bei Torjäger Robin Plachy scheint womöglich der Knoten wieder geplatzt zu sein. Dass die Truppe mit dieser Flut von Ausfällen wenig konkurrenzfähig ist, muss auch dem letzten Anhänger klar sein.

TSVN: Vogelmann, Nachev, Matthias Wilhelm, Grech, Schneller, Felix Krasser, Plachy, Wenzelburger, Schruff, Grözinger, Berger (77. Baumann)

FV Neuhausen: Busse, Herzog, Denzinger, Werner (87. Stickel), Vidic, Kaligiannidis, Schenk, Colic (69. Caruso), Weber (77. Vlassakidis), Takacs (69. Kiouptsidis), Fröschle

Schiedsrichter: Horst Schulz (Sindelfingen)

Zuschauer: 120

Tore: 0:1 (11.) Colic (FE), 0:2 (13.) Takacs, 0:3 (24.) Schenk, 0:4 (26.) Takacs, 1:4 (53.) Plachy, 2:4 (61.) Plachy (HE)