Vor der Partie beim TSV Berkheim hätten beide Trainer wahrscheinlich für ein Unentschieden sofort unterschrieben. Nach der gutklassigen Auseinandersetzung in der Esslinger Vorstadt wusste man zunächst aber nicht so recht, ob der Punktgewinn bejubelt oder den anderen beiden Zählern nachgetrauert werden sollte. Dafür gab es mehrere Gründe, letztlich aber sollte der TSVN mit dem im Endeffekt gerechten Remis zufrieden sein. Praktisch über Nacht reduzierte sich der Kader der Aileswasen-Truppe auf ein Mindestmaß, denn neben Markus Hiller, Michael Hiemer, Manuel Kurz, Marcel Nisi und Matthias Wilhelm fielen mit Marcel Finsterbusch, Emre Kilic, Benjamin Frimmel, Timo Bezirgianidis und Dennis Brodbeck weitere fünf Stammspieler kurzfristig aus. Einer der Gründe, warum der TSV mit dem 2:2 einverstanden sein sollte.

Manuel Schneider stand in der 12. Minute goldrichtig, als Tim Leibbrand einen Eckball mit der Hacke aufs Tor lenkte und er die Kugel um den Pfosten ticken konnte. Dann setzte sich der schon gegen den RSK Aufwärtstendenz zeigende Bastian Nagel gegen mehrere Berkheimer Abwehrspieler durch, getraute sich aber nicht mit der Picke abzuschließen. Sein Abspiel versandete und wenig später waren wieder die Hausherren in dieser abwechslungsreichen Partie dran. Sebastian Franken, wohl einer der gefährlichsten Freistoßspezialisten der Liga, nahm aus 28 Metern Maß und donnerte die Kugel mit Vehemenz an den Pfosten (19.). Vier Zeigerumdrehungen später kam der große Auftritt des Kevin Lake. Weit in der eigenen Hälfte schnappte er sich den Ball und spurtete über 70 Metern die rechte Außenbahn entlang. Nach dem kräftezehrenden Alleingang kam auch noch die präzise Hereingabe und der von der Kommandobrücke für seinen erkrankten Bruder Timo aufs Feld gewechselte Michael Bezirgianidis grätschte das Spielobjekt in die Maschen.

Gefährlich wurde es in der 26. Minute, weil Philipp Wenzelburger das Abseits aufhob, doch Friedl konnte sich die flache Hereingabe greifen. Immer besser auf Touren kam Tobias Bartels, was er in der 27. Minute eindrucksvoll zeigte. Auch er schlängelte sich mit einer Kraft kostenden Einzelleistung in den Strafraum, um dann im Abschluss nicht mehr die nötige Konzentration aufbringen zu können. Eine Flanke von Manuel Schneider setzte in der 38. Minute Michael Bezirgianidis ganz knapp per Kopf am langen Pfosten vorbei und dann hatte der Coach die riesen Möglichkeit zum 2:0 auf dem Schlappen. Von Bastian Nagel frei gespielt, stand er alleine vor Tim Killinger und schoß dem sich breit machenden Hünen an die Brust. Wegen seines Tischtennisengagements machte Dennis Neumaier vorerst wieder sein letztes Spiel und es war ein ganz starkes. Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel hätte er sich dafür noch belohnen können, aber aus guter Position an der Strafraumgrenze trat er mehr in den Boden als gegen den Ball. Wieder 120 Sekunden darauf visierte Kevin Lake die Dreiangel an, Tim Killinger hielt jedoch sicher.

Es waren zuviele der guten Möglichkeiten, die vergeben wurden und so was wird halt immer bestraft. Und das 1:1 in der 52. Minute war ein Grund, warum man sich über das Remis ärgern musste. Schiedsrichter Tobias Fritz aus Hagelloch sah nicht, dass Stefan Ruoff drei bis vier Meter im Abseits stand und ließ diesen unter heftigen Protesten den Ausgleich erzielen. Selbst der impulsive Berkheimer Trainer, Michael Erhardt, räumte nach dem Spiel das klare Abseits ein. Doch die Elf aus dem Aileswasen ließ sich nicht beirren und schlug zurück. Ausgangspunkt war wiederum Bastian Nagel, nach dessen energischem Einsatz Michael Bezirgianidis kurz vor der Torauslinie in Ballbesitz kam. Die flache, scharfe und präzise Hereingabe drückte der anstürmende Tobias Bartels mit dem Innenrist überlegt und sicher aus 12 Metern ins Netz (58.). Zehn Minuten später hieß es wieder Egalité. Der überragende Oliver Schneider wurde nicht gestört und deshalb konnte der mit einem scharfen Flachschuss ins kurze Eck Sascha Friedl überraschen. Nicht so clever war Florian Schneider, der wenig später die Berkheimer Führung vergab. In der 78. Minute gab es nochmal Abseitsärger, weil der davon stürmende Bastian Nagel zurück gepfiffen wurde. Es war erneut eine Fehlentscheidung des insgesamt gut leitenden Tobias Fritz.

Die Schlussminute hatte es nochmals in sich. Der eingewechselte Sebastian Kurz hätte da zum Matchwinner werden können, ja müssen. Plötzlich hatte der nämlich freie Bahn, stand mutterseelenalleine vor Tim Killinger und jagte die Kugel meterhoch über den Kasten. Hatte da die imposante Figur des Berkheimer Keepers zu viel Respekt hervorgerufen? Diese Szene war wohl hauptsächlich ein Grund, mit dem Remis zu hadern. Im letzten Gegenzug ging es erneut um die Frage: Abseits ja oder nein? Diesmal fiel die Entscheidung zu Gunsten der Grünweißen aus. Sebastian Franken hatte den nächsten Freistoß ans Gebälk gezimmert und Simon Schwarz köpfte den Abpraller ins lange Eck. Da es kaum Proteste der Hausherren gab, schien die Aberkennung des Treffers seine Richtigkeit gehabt zu haben. Einen Verlierer hatte diese Partie auch nicht verdient.

TSV Berkheim: Killinger, Schöller, Riemer (66. Florian Schneider), Höfer, Schwarz, Franken, Leibbrand, Baumer, Ruoff (84. Tihanyi), Oliver Schneider, Niebel (46. Hellstern)
TSV Neckartailfingen: Friedl, Wenzelburger, Bartels, Haverkamp, Ruopp, Stefan Wilhelm, Schneider, Michael Bezirgianidis (60. Sebastian Kurz), Nagel (88. Frölich), Lake (81. Klay), Neumaier
Schiedsrichter: Tobias Fritz (Hagelloch, SRG Tübingen)
Tore: 0:1 (23.) Bezirgianidis, 1:1 (52.) Ruoff, 1:2 (58.) Bartels, 2:2 (68.) Oliver Schneider
Zuschauer: 100