In Neckartailfingen geht die Angst um, nach 15 ununterbrochenen Jahren die Bezirksliga wieder verlassen zu müssen. Das deutschlandweite Dinosterben wäre somit perfekt. Die aktuellen Umstände deuten darauf hin, dass der Klassenerhalt derzeit zumindest in Frage steht. Die Saison ist zwar noch ziemlich lang und der TSV steht mit drei beziehungsweise vier Spielen weniger gegenüber der Konkurrenz in der Kreide, doch die momentane personelle Notlage ist riesengroß. So groß, dass Georgios Karatailidis die Reaktivierung des ein Jahr fehlenden Emre Kilic betrieb. Er saß in Geislingen nach nur einer Trainingswoche auf der Bank. Zu ihm gesellte sich Kevin Klay, der wegen seines Studiums in diesem Jahr auch noch nicht am Ball war. Zusätzlich wurde Stjepan Jelusic aus der Zweiten hochgezogen, womit natürlich gleichzeitig die Elf von Franjo Rajkovaca, die in der B4 um die Relegation kämpft, geschwächt wurde. Einziger „regulärer“ Ergänzungsspieler war somit Kevin Plachy und der musste wegen Lars Glöcklers Verletzung schon nach einer halben Stunde ran. Weil auch Marc Vogelmann fehlte, stand nicht mal ein Ersatzkeeper zur Verfügung.
Nach einer optimalen Vorbereitung ging der TSV mit viel Optimismus in diese Saison. Der Kader war nicht nur qualitativ, sonder auch quantitativ (26) bestens bestückt und ein Rang im oberen Drittel der Bezirksliga schien machbar. Doch aufgeblähte Kader bergen auch die Gefahr in sich, dass es Unzufriedene gibt. So verließen Marius Blank, Cosimo Attorre und Denis Meral den Verein mitten in der Runde und Tobias Haverkamp zog es nach der Winterpause vor, künftig in der Zweiten aufzulaufen. Dass jetzt auch noch eine Verletzungsmisere epischen Ausmaßes auftritt könnte angesichts der vielen englischen Wochen zum Genickbruch führen. Zudem handelt es sich größtenteils um Muskelblessuren, die sehr langwierig sein können.
Mit dieser Hypothek geht es nun am Donnerstag nach Neidlingen, wo der TSV auf einen Aufsteiger trifft, der trotz seiner 0:4-Niederlage am Sonntag in Neuhausen eine formidable Saison spielt. Gleich zum Auftakt wurden die Grünweissen vom Neuling TVN aus allen Träumen gerissen, denn der bescherte dem etablierten TSV einen Fehlstart (1:2). Trotz des arg reduzierten Kaders boten die Aileswasen-Kicker im Eybacher Tal dem haushohen Favoriten Geislingen eine Stunde lang eine Partie auf Augenhöhe, brachen dann aber nach dem 0:2 völlig ein. Unterm Reußenstein wird sich die Personalsituation kaum oder nur wenig verbessern. Von Benjamin Frimmel (Schambein) und Luis Guillen (Auslandsaufenthalt) braucht man gar nicht zu sprechen. Die Muskelverletzungen von Matthias Wilhelm, Robin Plachy und Pablo Guillen sind bis dahin wohl auch nicht behoben und die Blessuren von Tim Müller (Knie), sowie neuerdings Lars Glöckler (Sprunggelenk) verheißen auch nichts Gutes. Vielleicht kehren die drei Youngster Lucas Böpple, Max Falter und Max Schraitle zurück, was ja schon sehr positiv wäre.
Der TV Neidlingen, mit seinem Spielertrainer und Torjäger Patrick Kölle (17 Treffer) in Personalunion wird auf seinem eigenen Gelände nur ganz schwer zu knacken sein. Gelingt dies allerdings nicht, würde die Situation für die Schützlingen von Jorgo Karatailidis noch prekärer werden.